03.06.11

27.6.11 Girdwood und drumherum

Frühstück mit einem Rentnerpaar aus Colorado, die mit dem Auto hierher gekommen sind. Lange erzählt. Er hatte in Kanada einen Bär bei 55 mph vor dem Auto, der hätte mehrere Saltos gemacht und ist verschwunden, müsste eigentlich alles gebrochen haben. Er hat unterwegs sein Auto ausgebeult, Reifen gewechselt und instand gesetzt. Sein Freund hier in Alaska hat letztes Jahr drei Elche getötet, einen erschossen und zwei mit dem Auto.

Wir sind heute bei sehr feuchtem Wetter zu Portage Visitor Center gefahren, das ist nicht weit, gut 20 Minuten. Da waren wir schon mal kurz mit dem Bus auf dem Weg nach Anc, aber jetzt haben wir Zeit. Ziemlich frisch da und ganz wenig los. Es ist ein tolles Museum, hören, drücken, Filme gucken, ein großer Film im Theater, sehr informativ und interessant. Es gibt einen iceworm, der lebt auf und in Gletschern. Staun! Der Portage Glacier hat sich so weit zurückgezogen, dass man ihn gar nicht mehr sehen kann, er liegt rechts um die Ecke. Nur noch mit einem Boot zu besuchen, das 4x täglich fährt und 29$ kostet. Nicht bei diesem Wetter, und hatten wir nicht schon ein paar Gletscher in den letzten Wochen???. Man sieht aber den Burns und den Byron glacier.
Die Wolken hängen sehr tief und immer wieder gibt es einen Schauer, halt feucht. Wir waren noch dort, wo das Boot abfährt, hier auch nur ein paar Männlein unterwegs; hartnäckige Wanderer mit Regenausrüstung. Die Gletscher machen ihr eigenes Wetter.
Wir sind ca. 2 Meilen zurückgefahren, dort wurde es etwas freundlicher und weniger feucht von oben, und so blieb es auch. Dafür werden die Mücken aktiver als vorher. Ok, wir sind im Wald. Am besten nicht stehen bleiben.
Bewegung wäre wirklich mal nötig, zuerst rechts raus spazieren gegangen, Salmon view trail, kein Fisch weit und breit in Sicht, die sind alle noch im Ozean unterwegs; am Ende des Weges entdeckten wir, dass es eine halbe Meile war. Zurück gehen, schön erzählen, dass man Bären vertreibt. Auf der anderen Seite vom Parkplatz war ein längerer Trail mit prima angelegten Stegen und sogar zwei Brücken mit Bögen. Den auch wieder zurück; da wir keine Karte haben, wissen wir nicht, wo der noch hinführt und ob überhaupt zurück.
Dort befindet sich auch ein großer Campground, da hat jeder seine eigene Ecke im Wald und sieht den Nachbarn noch nicht mal. Bei den riesigen Wohnmobilen, die hier herum fahren, brauchen sie auch viel Platz, um sie abzustellen. Kostet übrigens 28$ pro Nacht. Das läppert sich auch, wenn man 2-3 Wochen unterwegs ist.
Und überall im Wald schallen Trillerpfeifen! Wo hab ich meine daheim eigentlich hingetan?... Nächstes Mal muss sie mit. Und wir fliegen mal nach Prudhoe Bay, auch wenn wir schon mal nördlicher waren, als es hier in Alaska überhaupt geht. Den Alaska Highway hoch, das wär mal was... Vielleicht sollten wir noch mal nach Gold schürfen bei solchen Gedanken?
Die Fläche von Alaska ist ein Fünftel der gesamten Fläche der USA. Das glaubt man gar nicht. Also alle restlichen 48 Staaten sind 4 Fünftel.
Neues Wort gelernt hier in Alaska: Buckle up heißt „schnall dich an!“ Nicht fasten your seatbelts, das ist wohl nur die feinere Ausdrucksweise.
Es ist Sommer, unsere Vermieterin (und andere) läuft mit kurzer Hose und Flipflops draußen rum. Es sind ca. 14°. Alles relativ. Übrigens braucht man hier keine Kreuzfahrtkleidung. Nuuur praktisch, Zwiebelsystem und wetterfest.
Zurück sind wir noch mal zu dem Aussichtspunkt Bird Point gefahren, ich wollte noch mal nach Bären suchen. Dort zog es ordentlich. Hab auch einen gefunden, der sich gaaanz weit oben ausruhte. Schwarzbär im grünen Gras findet man leicht.
Die letzte Etappe der Spazierfahrt war ein Halt an einem kleinen Häuschen mit der Aufschrift Kerzenfabrik, dort bastelt jemand Kerzen in Tierformen. Auch eine Geschäftsidee.

Ich muss noch was schreiben zu dem großen Erdbeben. Am Karfreitag 27.3.1964 hatte die Gegend hier das stärkste jemals in Nordamerika gemessene Erdbeben. Die Erde wackelte fast 5 Minuten lang, Stärke 9,2, das war so wie Fukushima. Entlang des Turnagain Arms hat sich die Erde um 3 Meter gesenkt, riesige Risse sind aufgeplatzt, die Schienen waren nicht nur verbogen, unglaublich. Die beiden Orte Girdwood und Portage lagen dadurch unter dem Meeresspiegel und wurden überflutet. 2 Tage waren alle Straßen unpassierbar, bis die Regierung sowas wie bei uns das THW schickte, um Brücken zu bauen. Sie haben die Risse, Löcher und Spalten im Lauf der Zeit wieder gefüllt, wo sie die Steine her genommen haben, sind jetzt Süßwasserseen, die liegen höher als der Meeresspiegel auf der anderen Seite der Straße. Sogar Fische wurden darin ausgesetzt und wo es ging, Verbindung zu Flüssen und Bächen geschaffen, dass es sich austauscht. Finde ich gut
Portage gibt’s nicht mehr, das ist jetzt das valley bis zum Gletscher; der Ort Girdwood wurde 2-3 Meilen im Landesinneren neu gegründet. Mit Schweizer Straßennamen... na ja.
Wo der Ort war, ist die Tankstelle, der Iceshop und die anderen Geschäfte, unten direkt am Seward Highway. Diese Welle, die hier so besonders ist, ist auch nicht mehr so hoch seit diesem kräftigen Erdbeben.

Pause, Koffer ein bisschen umpacken, Abendessen.
Ein Lokal der Gegensätze: mit Outdoorkleidung hin, aber hochwertiges Essen, geschmacklich und dekoriert; man bekommt das Wasser in Bierhumpen serviert, aber mit Karaffe zum Nachfüllen; gestern irgendwas modernes im Hintergrund, heute Countrymusik; hat 5* verdient, nur der Fisch war etwas zu salzig. Keine Ami-Portionen, sondern normale. Aber teuer. Der letzte Abend...
Dann Fotos nur vom kleinen Foto in den Läppi gemacht und angeguckt - mann, das sind nur die vom Kleinen. Trotzdem hin und weg, Wahnsinns-Motive!

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